Logistikpunkt, 02.10.13

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Gut für die Umwelt, gut fürs Budget

why!-Computer leben länger – sagt François Marthaler. Der ehemalige Waadtländer Regierungsrat produziert und verkauft seit Mitte September Laptops und Desktops. Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit von Softwaremultis stehen dabei im Vordergrund.

Herr Marthaler, sind Sie Idealist?

Absolut. Allerdings mit einer Präzisierung: Ich setze meine Ideale in Taten um. Seit meinem zwanzigsten Lebensjahr habe ich vier Unternehmen aufgebaut – gemeinsam mit Menschen, die meine Werte teilen.

Jüngst sind Sie unter die Computerhersteller gegangen und verkaufen Laptops und Desktops. Ist das nicht ein zu idealistisches Ziel? Der Markt ist doch total gesättigt.
Wir sprechen Konsumenten an, die sich einen nachhaltigen Computer wünschen – einen, den sie nicht schon nach fünf Jahren entsorgen müssen, weil er nicht mehr mit den neuesten Programmen kompatibel ist oder seine Schnittstellen veraltet sind. Unsere Computer sind auf eine Lebensdauer von zehn und mehr Jahren ausgelegt. Und sie arbeiten ausschliesslich mit freier Software, das Betriebssystem ist GNU/Linux. Wer einen wyh!-Computer kauft, tut Gutes für die Umwelt und befreit sich gleichzeitig aus den Fängen der Computermultis. Ich bin überzeugt: Mit diesen Argumenten werden wir unsere Nische finden.

Wie schätzen Sie das Marktpotenzial für why!-Computer ein?
In Europa hält GNU/Linux einen Marktanteil von rund 1 Prozent, in Deutschland beträgt er bereits 2,3 Prozent. Wir haben uns deshalb das ambitionierte Ziel gesetzt, in der Schweiz 2 Prozent zu holen, was 14 000 verkauften Computern pro Jahr entspricht. Seit dem Verkaufsstart am 12. September haben wir einige Hundert PCs verkauft. Die Kunden sind begeistert. Ich bin überzeugt, ihre Referenzen bringt mehr als die beste Werbekampagne.

Geraten Sie mit Ihrer Unternehmensphilosophie nicht in einen Clinch zwischen Ökonomie und Ökologie? Als Produzent haben Sie doch ein Interesse, dass Ihre Kunden dann und wann ein neues Gerät kaufen.
Im Gegenteil: Sobald die Konsumenten realisieren, dass sie etwas für die Umwelt tun und gleichzeitig ihre Informatikkosten senken können, werden unsere Verkäufe steigen. Klar: Bei einer grossen Marke würde dieselbe Strategie das Gegenteil bewirken. Trotzdem hoffe ich, dass sich unser Ansatz durchsetzt, denn eine wirtschaftliche Entwicklung, welche die Ressourcen erschöpft und die Umwelt zerstört, hat auf lange Sicht keine Chance.

Nachhaltigkeit beginnt bei der Herstellung. Wo und wie produzieren Sie?
Sie haben recht: Eigentlich müsste man alle Produktionsprozesse bis hin zum Abbau der Rohstoffe kontrollieren. Zurzeit produzieren wir unsere Komponenten in Taiwan, die Montage erfolgt in Holland. Mit steigendem Produktionsvolumen werden wir stärker auf ökologische und soziale Produktionsbedingungen Einfluss nehmen können. Wer weiss: Vielleicht produzieren wir eines Tages wieder in Europa …

Nachhaltigkeit ist auch ein Markenzeichen der Schweizerischen Post. Ist sie deshalb Ihr Logistikpartner?
Ja. Die Post engagiert sich seit Langem für nachhaltige Entwicklung und will sich laufend verbessern. Deshalb haben wir unsere gesamte Transportlogistik – von der Ankunft der Waren in der Schweiz bis zur Auslieferung an die Kunden – der Post übergeben.

Und wann haben Sie die Post so weit, dass sie auf why!-Computer und Open-Source-Programme umstellt?
Wenn die Post heute bestellt, werden wir morgen liefern … (lacht). Im Ernst: Aufgrund steigender Lizenz- und Unterhaltskosten für proprietäre Software dürfte die Direktion schon bald zu Überzeugung gelangen, dass sich eine Migration lohnt.

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